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Mittwoch, 20. Januar 2010

Das Kleid...

Inzwischen sind über drei Monate vergangen - die mir übrigens wie mindestens ein halbes Jahr vorkommen - und wir stecken mitten in der Planung.
Es ist unglaublich, mit welchem Vorlauf man sämtliche Dinge, die die Hochzeit betreffen, regeln sollte oder muss.
Und ich finde es wirklich erschütternd, wie spießig und lieblos die Angebote und Ideen hier in Deutschland sind. Das fängt bei grauenvollen Einladungen an und hört bei puffigen Tüllungetümen, getarnt als Brautkleider, auf.
Und der Bräutigam? Der hat ab dem Antrag sowieso nichts mehr zu sagen, ist ja schließlich der Tag im Leben der Braut, soll er doch froh sein, dass er immerhin als schmückendes Beiwerk überhaupt mit auf die Hochzeit darf.

Mein Kleid habe ich 'versehentlich' schon gekauft, obwohl es mich weder angesprungen hat, noch absolute Liebe auf den ersten Blick war, wie es ja anscheinend üblich sein muss, wenn man den Brautmagazinen und hysterischen Bräuten glauben soll.
Ich hatte einen Anprobetag in einem großen Brautkleidhaus wie aus dem Bilderbuch - einem Horrorbilderbuch:
schon bei der Ankunft wäre ich am liebsten sofort wieder umgekehrt, weil die Schaufensterdekoration aussah, als wäre sie seit den 80er Jahren einfach liegengeblieben. Innen war es dann unwesentlich gemütlicher, eine riesige Halle mit tausenden von Kleidern an Ständern und Separees, in denen zukünftige Bräute samt Begleitung an Mineralwasser nippten. Den Sekt gibt es erst nach abgeschlossenem Kauf, wurde uns mitgeteilt. Dabei hätte ich dringend ein bis fünf Gläser gebraucht...
Die Dame mittleren Alters, die mir bei der Auswahl helfen sollte, war selbst mehr als überfordert und am Rande eines Nervenzusammenbruchs, weil ich nicht auf Anhieb wusste, was ich wollte. Dafür war mir sehr schnell und sehr deutlich klar, was ich alles nicht wollte: Glitzerkram, Lagen von Tüll, Chiffon, grellweißen Stoff, "Ladde Madschiado"-farbenen Stoff (womit von der Verkäuferin wohl ein milchkaffeefarbener Latte-Macchiato-Ton gemeint war und wir in hysterisches Gekichere ausgebrochen sind), Federgedöns, zweiteilige Kleider und natürlich die Art von Kleid, in der man vermutlich von den Gästen mit der Hochzeitstorte verwechselt werden würde.
Da blieb nicht mehr sehr viel übrig, was ich noch gnädig an meinen Körper lassen wollte. Nach sechs Kleidern, einem Sack über dem Kopf (damit ich das - hässliche - Kleid nicht ruiniere, wenn es womöglich an meiner Nase hängenbliebe) und viel Rumgestehe und Gefriere in Unterwäsche unter grellem Neonlicht vor einem Spiegel, hallo Selbstbewusstsein!, hatten wir alle wirklich die Nase voll. Einschließlich der Beraterin, die mir kein Traumkleid einreden konnte, "Ui, isch seh's! Ganz eindeudig! Des isch ihr Draumkleid! Gell? Ganz klar, des Draumkleid. Des müsse Se habbe." Und dazu am besten noch einen mordsschweren Schleier mit Millionen von Strasssteinen und "Krönsche für in die Haare", zusammen mit Kringel-Perlen-Blümsche-Dingern (ich weiß noch immer nicht wie sie heißen, die Dinger, die man wie Spiralen in die Haare dreht, mit Blümchen oder Perlen obendrauf).
Äh nein. Danke.
Das Beste an diesem Nachmittag: dass wir so verzweifelt ausgesehen haben müssen, dass meine Freundin doch noch ein Glas Sekt für uns rausschlagen konnte. Ha.

Schlussendlich sind wir mehr oder weniger zufällig in einen kleinen Laden in der Innenstadt gestolpert, in dem ich wirklich liebvoll und nett umsorgt wurde und nach fünf passablen Kleidern dann auch eines gefunden habe, mit dem ich mir "mehr vorstellen" konnte.
Das ist es dann auch geworden und ich warte gerade schon fast sehnsüchtig auf die Lieferung. Liebe auf den ersten Blick war es wirklich nicht, aber inzwischen bin ich mir sicher, dass es die richtige Wahl war.

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