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Mittwoch, 28. März 2012

Das erste Halbjahr...

... als Mutter ist inzwischen überstanden. Zeit, um ein Fazit zu ziehen. Und um, ehrlich gesagt, auch einmal die nicht so schönen Seiten zu erwähnen, die ich gerne verdränge und an die ich mich inzwischen tatsächlich kaum noch erinnern kann. Was durchaus angenehm ist.

Die ersten zwei Wochen mit den beiden Minis waren furchtbar. Ich war wirklich nicht ich selbst, wusste nicht, wie ich mich wieder in den Griff bekomme und war körperlich völlig am Ende. Die Hormone spielten verrückt, ich bin ständig in Tränen ausgebrochen, habe nicht geschlafen, konnte tagelang nichts essen und vergaß ständig alles. Die Angst vor den Nächten und weinenden Babys wuchs in Unermessliche, alleine der Gedanke daran brachte mich zum Heulen. Das ging so weit, dass ich morgens nicht mehr aufstehen konnte, weil mein Körper schlapp machte. Ich hatte Traubenzucker auf dem Nachttisch, um überhaupt aus dem Bett zu kommen, weil ich aufgrund des fehlenden Essens so unterzuckert war.
Ich dachte, ich überlebe die erste Nacht nicht, weil mein Puls vor Aufregung so hoch war, dass ich Herzrasen bekam.
Ob ich eine postnatale Depression hatte, kann ich nicht sagen. Ich denke, nein. Ein befreundeter Psychologe sagte meinem doch sehr besorgten Mann, dass mein Zustand erst bedenklich wäre, wenn er länger als zwei Wochen andauern würde.
Und was soll ich sagen? Am 14. Tag flossen die letzten Tränen.

Es war eine so wahnsinnige Erleichterung, mein Leben zurück zu bekommen und wieder ich selbst zu sein - wie ich mich kannte.

Inzwischen ist alles einigermaßen routiniert, ich weiß, was den Minis fehlt, wenn sie weinen und was sie brauchen. Ich weiß, wie ich mit ihnen umgehen muss und ich weiß, dass sie so schnell nichts aus der Bahn wirft.

Momentan sind sie wirklich, nun ja, nervtötend. Ich vermute, dass die ersten Zähne bald kommen werden. Die Nächte sind wieder einigermaßen unschön, weil sie abwechselnd etwa jede Dreiviertelstunde aufwachen und Trost brauchen. Die nächtlichen Mahlzeiten wurden leider auch wieder eingeführt.
Tagsüber lassen sie uns auch nicht zur Ruhe kommen, weil sie jede Menge Aufmerksamkeit fordern, nicht abgelegt oder ständig bespaßt werden wollen. Gerade, wenn man alleine ist, ist es wahnsinnig anstrengend und praktisch nicht machbar, sie gleichzeitig und gleichmäßig zu unterhalten, knuddeln, füttern.
Es zehrt langsam an den Nerven, aber - dieser unsägliche Satz, den man immer von Eltern hört - "wenn sie dich einmal anlächeln...", da ist tatsächlich viel Wahres dran. Wenn ich morgens mit ihnen im Bett liege und sie langsam ungeduldig werden und an der Bettdecke zupfen und an meinen Haaren ziehen und mich dann voller Erwartung und Tatendrang übers ganze Gesicht anstrahlen, dann läuft mein Herz über vor lauter Glück und Dankbarkeit.

Ich kann oft kaum fassen, dass ich Mama bin und gleich zwei Söhne habe. In manchen Momenten sehen der Gatte und ich uns an und können nur fassungslos den Kopf schütteln.
Es ist einfach unglaublich.

Natürlich gibt es ständig Fragen über Fragen und ich google oder lese immer noch viel nach, um dann aber letztendlich auf den Kinderarzt zu hören, der mir einfach sagte, ich solle meinem gesunden Menschenverstand und meinen Instinkten folgen.
Mir kommt es gerade bei Babys häufig so vor, als würde man vor lauter Information, Ratschlägen und Tipps vergessen, dass es kleine Menschen sind und man sich wirklich auf das eigene Gefühl verlassen kann. Zu jedem Thema existieren unendlich viele Meinungen und ich habe keine Ahnung, welche nun richtig sein könnte. Also höre ich auf mein Bauchgefühl, ziehe die beiden draußen an, wie ich mich selbst anziehe (nur etwas wärmer, weil sie sich ja nicht so viel bewegen), setze ihnen auch mal Abends Gemüse statt Milchbrei vor, lasse sie an meinem Apfel lutschen, wenn sie daran Interesse zeigen, gebe ihnen auch einen heruntergefallenen Schnuller unsterilisiert wieder und erkläre ihnen alles, was so passiert (Sprache wird anscheinend schon in den ersten Monaten angelegt), nicht in Babysprache.
Ich denke, im Großen und Ganzen ist das schon in Ordnung so, sie scheinen sich ziemlich gut zu entwickeln.

Die Zukunft mit ihnen wird jedenfalls spannend und ich kann sie kaum erwarten.

9 Kommentare:

  1. Wss für ein toller post :) Mehr kann ich grad nicht sagen, aber ich bin sehr beeindruckt.

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  2. Wow. Ich muss auch sagen, zwei Kinder sind noch mal einen Zacken schärfer. Und dass Du das - auch wenn Deine ersten beiden Wochen nicht so liefen - so gut hin bekommst, ist doch super!
    Und ist das nicht "normal" dass nach einer Schwangerschaft die Hormone verrückt spielen? Und dann noch Hormone von Zweien?

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  3. offen und ehrlich geschrieben. schöner post. :)

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  4. Der Post ist wirklich toll geschrieben. Du kannst sehr stolz auf dich, deinen Mann und die beiden Minis sein!

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    1. Ein wunderbarer ehrlicher Post, der mich total sentimental stimmt *schnüff* Mal schauen was ich alles vor mir habe.
      Wobei gleich zwei kleine Babys zu versorgen bestimmt nochmal eine ganze Spur fordernder ist.

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  5. Anonym3/29/2012

    Wunderschön geschildert. Und ganz ehrlich, das kriegt man selten von anderen Mamas so zu hören. Dabei finde ich es viel aufbauender, wenn man auch mal von anderen Mamas eben hört, dass nicht alles so wunderbar läuft, sondern die auch mal die Krise kriegen. Da fühlt man sich dann doch "ganz normal"! ;-) Mach weiter so, Du bist bestimmt eine tolle Mama! Z.

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  6. Ich habe Gänsehaut und Pipi in den Augen.
    Toller Blogpost. Und was du von deinen Zwergen schreibst, kann ich für meine Zwergin genau so übernehmen.

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  7. Danke für eure lieben Worte! Das ist wirklich toll zu lesen!

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  8. Ich finde ehrliche und so schön geschriebene Worte toll! Wenn ich deinen Blog lese dann bekomme Sogar ich Lust auf Kinder..
    Ich hoffe dass eure Zeit immer einfacher und noch schöner wird!

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