Ich sitze gerade in der fast dunklen Wohnung, höre dem prasselnden Regen zu und grüble über die vergangenen und noch kommenden Wochen des Jahres. Ging es nicht unglaublich schnell vorüber? Es ist doch gerade erst Sommer geworden, was ist passiert?
Nicht, dass ich mich nicht jetzt schon wahnsinnig auf Weihnachten freue. Ich glaube, ich betone es hier jedes Jahr, aber: Weihnachten und die Wochen vorher sind meine allerliebste Zeit des Jahres, es gibt nichts besseres. Kerzenschein, warme Kuscheldecken, buntes Laub, der erste Schnee, Glühwein und Plätzchen, Tee, Christkindlmärkte, heiße Badewannen… und die Planung des Weihnachtsfestes. Hach.
Im letzten Jahr waren die Minis noch so klein, noch Babys, und heute kommen sie mir so groß vor. Es sind richtige Kinder geworden, alles Babyhafte haben sie hinter sich gelassen. Einerseits genieße ich die momentane Zeit mit ihnen, weil es so faszinierend ist, zuzusehen, wie sie sich rasend schnell weiterentwickeln, andererseits gehen wir seit etwa ein, zwei Wochen tatsächlich durch eine schlimme Phase der "Terrible Twos". Ich bin zwischendurch nervlich ganz schön am Ende, ziemlich erschöpft und werde leider auch schnell wütend. Sie treiben mich beinahe in den Wahnsinn. Aber dann vermisse ich sie in jeder Sekunde, in der ich nicht bei ihnen sein kann. Es ist irrsinnig.
Ausgerechnet in dieser anstrengenden Zeit bin ich auf die glorreiche Idee gekommen, die Gitter an ihren Betten abzuschrauben und ihnen so beim Zubettgehen etwas mehr Freiheiten einzuräumen. Seitdem sind unsere Nächte wieder kurz. Und anstrengend. Das Ins-Bett-bringen klappt nach wie vor ganz gut, manchmal unterbrochen von aus dem Zimmer flüchtenden Minis, die sich kichernd aufs Sofa im Wohnzimmer retten und "dableiben!" fordern. Danach bleiben sie aber brav im Bett. Bis es drei Uhr nachts (und dann vier Uhr und auch gerne nochmal um fünf Uhr) ist und sie beschließen, zusammen und mitsamt Teddy zu uns ins Schlafzimmer auszuwandern. Dann stehen sie jämmerlich vor unserem Bett und wollen kuscheln und bei uns im Arm einschlafen. Da hart zu bleiben und sie wieder in ihr Bett zurück zu verfrachten, ist wirklich, wirklich schwer. Aber ich fürchte, wir müssen gerade in diesem Punkt sehr konsequent sein, weil wir ansonsten jegliche Ansprüche an unser Bett verlieren würden und ab sofort mit den Minis teilen müssten. Nachdem diese aber beide die Angewohnheit haben, quer im Bett zu schlafen, ist das definitiv keine Option.
So sind also die Nächte nicht mehr sonderlich erholsam, die Nerven sowieso schon dünn und dann kommen - am besten direkt nach dem Aufstehen - noch einige Wutanfälle dazu. Das eine Kind steckt gerade in der "Anderes!"-Phase fest, egal, was man ihm bringt oder was er eigentlich gerade erst gefordert hat, er will dann doch ein "anderes!!". Andere Hose, anderer Schnuller, anderes Glas, andere Banane und so weiter. Anziehen ist auch nicht sein Ding. Die Hose muss zwar unbedingt sein, aber alles andere will er partout nicht. Um ihn da in einen Body und Pulli zu wrestlen, muss man durchaus Geschick aufbringen. Und Kopfnüssen ausweichen.
Der andere Mini testet gerade einfach nur so ein paar Grenzen aus. "Stehenbleiben" kommt bei ihm im Hirn anscheinend als "Los, renn' so schnell du kannst!" an, "Lass das" heißt in seiner Übersetzung wohl "Mach es gleich nochmal!" und generell findet er es witzig, so ungehorsam wie möglich zu sein.
Einer der beiden ist mir gerade erst vom Gehweg aus in ein Schuhgeschäft ausgebüchst, wo er Schuhe aus dem Regal geschmissen hat. So schnell konnte ich gar nicht gucken. Oh, was war ich zornig. Beim Essen davor sind sie auch ständig in verschiedene Richtungen davongebraust, so dass ich nur den einen am Kragen und den anderen am Hosenbund festhalten konnte, bis mir der Gatte zur Hilfe geeilt ist.
Wir sind also quasi über Nacht zu der Familie mutiert, die gerne mal unangenehm in der Öffentlichkeit auffällt mit ihren unerzogenen Bälgern. Himmel hilf.
Ich hoffe so, so sehr, dass das nur eine kurze, akute Phase ist, die sich in maximal zwei Wochen wieder gegeben hat. Ansonsten muss ich die Minis wohl mit Handschellen an den Kinderwagen fesseln.
Oder, um es mit den Worten von Aloe Blacc zu sagen: "So wake me up when it's all over, when I'm wiser and I'm older."
Das letzte Bild *ggg*
AntwortenLöschenAlles andere klingt natürlich super, super anstrengend... aber letztlich ist es eben nur eine Phase *ommmm*
Ooooh jaaa, ein dickes, dickes Ommmmm :-)
AntwortenLöschen"Fassungslos vorm Rechner ... " - so ein geiles Bild <3. Perfekte Aufnahme. starke Nerven weiterhin, ihr schafft das. lG Janine
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